Junge Europäische Föderalisten in Jena

  • .

  • Projekte

  • Mitglied werden

  • RSS Termine der JEF

    • Ein Fehler ist aufgetaucht - der Feed funktioniert zur Zeit nicht. Probiere es später noch einmal.

Schwedische Tage in Jena

Posted by jenajef - Dezember 21, 2009

Ein schwedisches Essen, ein schwedischer Sprachkurs, ein schwedischer Filmabend, eine schwedische Diplomatin, ein schwedisches Volksfest und der spanische Botschafter…die JEFer aus Jena haben ein buntes Programm aufgeboten und damit dem nordeuropäischen Land fast eine ganze Woche gewidmet. Aber warum gerade Schweden und wieso war deswegen der spanische Botschafter zu Gast in Jena?

Hintergrund ist die aktuelle EU-Ratspräsidentschaft der Schweden. Von Juli bis Dezember 2009 hatte Schweden die halbjährlich alternierende EU-Ratspräsidentschaft inne und dies nahmen sich die JEF als Anlass, dass Land politisch und kulturell genauer zu betrachten. Da es jedoch schwierig war, beide Aspekte in eine Veranstaltung zu bringen, entschlossen wir uns, eine kleine Veranstaltungsreihe zu organisieren und „Schwedische Tage“ in Jena auszurufen. Nach einer größeren Ideensammlung wählten wir unterschiedliche Veranstaltungsmöglichkeiten aus, um unseren Anspruch, das Land politisch als auch kulturell den Interessierten näher zu bringen, gerecht zu werden. Bevor dies jedoch in Angriff genommen werden konnte, bestand zu Beginn der Schwedischen Tage die Möglichkeit, sich in der Mensa mit einem typisch schwedischen Gericht, Kartoffelauflauf mit Matjes, zu stärken und auf die kommenden Ereignisse einzustellen.

Ein schwedischer Sprachkurs und im Anschluss Pipi Langstrumpf

Am selben Tag boten die JEF einen schwedischen Sprachkurs an, bei dem Fr. Dr. Rosemarie Schmidt, Lehrbeauftragte des „Svenska Institutet“, eine kurzweilige Einführung in die schwedische Sprache gegeben hat. Neben Grundlagen der Sprache wurden in der vorweihnachtlichen Zeit schwedische Weihnachtslieder gesungen und um einen imaginären Weihnachtsbaum getanzt. Nach dem Sprachkurs bestand die Möglichkeit, bei einem Filmabend im Kulturbahnhof sich mit Hilfe von Pipi Langstrumpf zurück in die Kindheit versetzen zu lassen. Die Kunstfigur, geschaffen durch die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren, gehört auch bei uns in Deutschland zu einem festen Bestandteil in der Kindheit und wurde von uns als ein Beispiel dafür gewählt, wie die schwedische Kultur in unser aller Leben präsent ist.

Eva Sundquist, Schwedische Botschaftsrätin

Am folgenden Tag wurde es dann politisch. Da wir uns die schwedische EU-Ratspräsidentschaft als Anlass für die Veranstaltungsreihe genommen haben, sollte eine Veranstaltung auch ihr gewidmet sein. Wir waren sehr erfreut, Frau Eva Sundquist von der schwedischen Botschaft für ein Resümee der schwedischen Ratspräsidentschaft gewonnen zu haben. Gemeinsam mit mehreren Interessierten diskutierten wir nach einem halbstündigen Input-Referat über eine Stunde über unterschiedlichste Themen der Präsidentschaft. Ein wichtiges Thema war – natürlich – der Klimawandel und seine Folgen. Frau Sundquist wies darauf hin, dass die Ergebnisse des Weltklimagipfels zunächst abgewartet werden müssten, bevor man ein Fazit zu diesem Thema ziehen könne, dennoch lies sie nicht unerwähnt, dass der schwedische Ministerpräsident, Fredrik Reinfeldt, das Thema Klima bei jedem internen und externen Treffen der EU auf der Agenda hatte und mit vielen Nationen darüber gesprochen habe. Die EU müsse in Sachen Klimawandel tonangebend sein, da sie über viele reiche Länder verfüge. Ein weiteres Thema war die Wirtschafts- und Finanzkrise. Die schwedische EU-Ratspräsidentschaft versuchte, die Folgen der Krise möglichst einzugrenzen und Europa wieder handlungsfähig zu machen, nicht zuletzt deswegen, weil auch Schweden als exportorientierte Nation unter der Krise gelitten habe. Bei diesem Thema war die Botschaftsrätin mit dem Erreichten zufrieden. Durch neue EU-Behörden, einer Bankenaufsicht und eine Begrenzung der Boni sei insgesamt eine bessere Umgebung für Banken geschaffen worden. Als weiteren Erfolg verbuchte Eva Sundquist auch die Ratifizierung des Lissabonner Vertrages und die Besetzungen der neugeschaffenen EU-Posten. Die Etablierung des Stockholmer Programmes, einem mehrjährigen Programm zur Abstimmung einer besseren gemeinsamen EU-Politik, würdigte die Schwedin und wies darauf hin, dass dieser Prozess nun von den folgenden Präsidentschaften fortgesetzt werden müsse. Weitere Themen, wie eine Einführung des Euro in dem skandinavischen Land und die Afghanistanpolitik sowie die Ostseestrategie des Landes und der positiven Einstellung der Schweden gegenüber einer weiteren EU-Erweiterung wurden anschließend diskutiert. Einen Konsens zwischen dem Publikum und der Botschaftsrätin gab es abschließend bei dem mangelnden EU-Wissen vieler Bürger, sowohl in Schweden als auch in Deutschland. Dies müsse verbessert werden um die Akzeptanz der EU in der Bevölkerung zu steigern. Einem Punkt, dem die JEF mit ihrer politischen Arbeit ebenfalls unterstützen.

S.E. Rafael Dezcallar de Mazarredo, Spanischer Botschafter

Da die JEF nicht nur den Blick zurück werfen wollten sondern auch einen Blick nach vorn, war der spanische Botschafter, S.E. Rafael Dezcallar de Mazarredo, in Jena zu Gast. Das Königreich Spanien wird ab Januar die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen und somit das erste Land sein, das eine vollständige Ratspräsidentschaft unter dem Lissabonner Vertrag samt der neuen Ämter durchführen wird. Ein Gerangel zwischen den Ämtern um die Kompetenzen befürchtet der Botschafter dabei aber nicht. Stattdessen gab er als ein Ziel an, bei der Ausgestaltung der neuen Ämter mitzuwirken. Die Finanz- und Wirtschaftskrise wird auch die spanische EU-Ratspräsidentschaft beschäftigen. Jedoch sei die EU durch eine starke Organisation der nationalen Exit-Strategien und durch die gestärkte Bankenaufsicht gut aufgestellt. In diesem Zusammenhang erwähnte der Spanier, dass der Umweltschutz und die Klimagesetzgebung ein wesentlicher Schwerpunkt der Ratspräsidentschaft sein würden. Stolz merkte er an, dass Spanien, neben Deutschland, bei den erneuerbaren Energien an der Weltspitze liege und dies im Mai 2010 in die Konferenz zur Sicherheit der Energieversorgung einflöße. Spanien sieht die EU politisch und kulturell in einer Vorreiterrolle, weswegen die EU eine zentrale Rolle in den internationalen Beziehungen einnehmen müsse. Neben der Verbesserung der transatlantischen Beziehungen will Spanien auch die EU-Russland-Beziehungen verbessern. Als weiteren Punkt lobte der Botschafter die Form der Mittelmeerunion. Dieses Projekt, das maßgeblich durch Spanien  und dem Barcelona-Prozess vorangetrieben wurde, sei das einzige Forum, in dem die arabischen Staaten des Mittelmeerraums mit Israel an einem Tisch säßen. Ein letzter zentraler Punkt war der Einsatz Spaniens für die fortschreitende Integration Europas. Dabei wolle das Land sowohl die Aufnahmebedingungen gegenüber den Balkanländern verbessern als auch die Aufnahme Islands vorantreiben. Im Bezug auf die Türkeifrage stellte er fest, dass die EU sich gegenüber einer etwaigen Aufnahme der Türkei den Ausgang halten müsse.

Insgesamt will Spanien im Zuge der kommenden EU-Ratspräsidentschaft die die europäische Idee wiederbeleben und die EU voranbringen. Wir werden die Entwicklungen aufmerksam beobachten und die Ankündigungen des Botschafters an ihnen messen.

Lucia-Fest

Als krönenden Abschluss holten die JEF das Lucia-Fest, ein traditioneller schwedischer vorweihnachtlicher Brauch, nach Jena. Dieses Fest wird alljährlich am 13. Dezember gefeiert und ist der heiligen Lucia gewidmet. Sie soll, der Legende nach, armen Leuten auf Syrakus in der Nacht Speisen gebracht haben. Da die Armen in Höhlen hausten und die Lucia beide Hände voll mit Körben hatte, setzte sie sich einen Kerzenkranz auf den Kopf, der ihr den Weg zeigte. Dieser Legende folgend ist die heilige Lucia noch heute die Lichtbringende, im Gedenken an die guten Taten. Alljährlich wird in jedem schwedischen Ort eine Lucia gewählt. Ebenso verkleiden sich in den Familien die jeweils jüngsten Töchter als Lucia und bereiten ihrer Familie das Frühstück. Gemeinsam mit der Lucia werden Jungfern und Sternenknaben in weißen Gewändern ausgesucht, die in der angeblich längsten Nacht (um den 13. Dezember) das Licht bringen. Im Zuge dieser Zeremonie wird gesungen und getanzt sowie ein traditionelles Safrangebäck gegessen. Die JEF veranstalteten dieses schwedische Volksfest als Höhepunkt der Schwedischen Tage in Jena. Nach einer gemütlichen Weihnachtsgeschichte rund um die Lucia wurden die Lucia, die Jungfern und die Sternenknaben aus den Reihen der Gäste ausgesucht und im Anschluss die Zeremonie mit Kostümen, Kerzen und Weihnachtsmusik durchgeführt.

Das Lucia-Fest war ein würdiger Abschluss für die Veranstaltungsreihe, in Folge derer die JEF die schwedische Kultur und Politik den Interessierten näher gebracht haben.

Marc Schleicher (JEF Jena)

Hinterlasse einen Kommentar